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Inklusion: Beteiligungsangebote für alle zugänglich machen

Projektbeschreibung

Seit März 2019 basiert die Bürgerbeteiligung der Stadt Mannheim auf den Qualitätsstandards, die in einem Regelwerk beschrieben sind. Wie machen wir Beteiligungsformate zugänglich für alle, so dass wir einen Querschnitt der Stadtbevölkerung erreichen? Dazu gehören auch Menschen mit Behinderung. Gerade in der digitalen Form ist die Barrierefreiheit eine Herausforderung.

Mannheim hat sich auf den Weg gemacht, das Thema anzugehen. Das Regelwerk Bürgerbeteiligung umfasst 36 Seiten, weswegen es kurz nach Erscheinung bereits eine Kurzversion des Dokuments gab. Zur gleichen Zeit arbeitete die Stadt Mannheim verstärkt daran, Texte auf der eigenen Internetseite in Leichter Sprache zu formulieren. Auch das Beteiligungsportal als Plattform für Bürgerbeteiligungsprozesse wird diesem Anspruch gerecht: Es erläutert seit diesem Jahr in Leichter Sprache, was Bürgerbeteiligung bedeutet, welche Inhalte auf dem Beteiligungsportal stehen und wie es zu bedienen ist. Anschließend war es nur logisch, auch die Kurzversion des Regelwerks Bürgerbeteiligung in Leichter Sprache anzubieten.

Um weitere Zielgruppen zu erreichen, gaben wir ein Gebärdensprachvideo in Auftrag. Dieses ergänzt ein animiertes Video, welches das Thema Bürgerbeteiligung erklärt. Der Gebärdensprachdolmetscher wird hierbei in das bestehende Video eingeblendet, die Geschwindigkeit des Videos verlangsamt. Daneben haben wir bei einigen Beteiligungsprozessen begonnen, die Vorhaben neben dem "normalen Text“ - in einem Absatz leicht zu erklären. Dafür verwenden wir nicht die Standards der "Leichten Sprache“, aber beschreiben das Vorhaben so, dass es beispielsweise für Personen mit Deutsch als Fremdsprache verständlicher wird.

Das Projekt wird sukzessive weitergeführt. Als nächster Schritt werden alle Dokumente zum Download barrierefrei angeboten. Gezielt werden die Selbstvertretungsorganisationen angesprochen um dort die vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten vorzustellen und gemeinsam einzuüben. Zum Gelingen bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen der Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung und der Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen.

Zielgruppe:

Menschen mit Behinderung, aber auch Menschen mit geringen Deutschkenntnissen

Wie Breite Beteiligung in diesem Projekt umgesetzt wurde:

Die oben beschriebenen Maßnahmen wurden auf dem Beteiligungsportal implementiert und werden für weitere Beteiligungsprozesse übernommen. Am 16.02.21 stellte die Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung dem Gesamtwerkstattrat Rhein-Neckar (Vertretungen der Menschen mit Behinderung in einer Werkstatt) das Beteiligungsportal vor.
Über das Vorhaben "Handlungskonzept Inklusion und Barrierefreiheit" der Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen werden die Maßnahmen weiteren Personen mit Behinderung näher gebracht.

Was hat mit Blick auf die Breite Beteiligung gut geklappt und warum:

Insgesamt hilft insbesondere die gute Zusammenarbeit mit der Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Sie vermittelt Kontakte, kontrolliert Texte und gibt wertvolle Hinweise.

- Texte in Leichter Sprache können mithilfe von Organisationen/Büros erstellt werden, die die Texte professionell aufbereiten und einen hinsichtlich der Inhalte beraten: Was soll rein? Was kann weggelassen werden?
- Auch ein Video mit Gebärdensprachdolmetscher*innen ist schnell in Auftrag gegeben. Hier hat es geholfen, dass wir bereits ein bestehendes Video mit Untertiteln hatten. Der Dolmetscher wurde dann einfach integriert.
- Als wir begonnen haben, Texte einfach und verständlich zu schreiben (ohne die Leichte Sprache einzusetzen), haben wir die Texte in Deutschkursen (der Volkshochschule) prüfen lassen, um ein Gespür dafür zu bekommen, ob die Texte verständlich genug sind. Dass sie z.B. auch Menschen mit Deutsch als Fremdsprache verstehen.
- Zurzeit werden viele Kurse zum Thema barrierefreie Dokumente angeboten. Einige davon haben wir von der Koordinierungsstelle besucht Unterstützend erhalten wir die Lizenz von Adobe Acrobat für barrierefreie Pdf-Dokumente.

Was hat mit Blick auf die Breite Beteiligung weniger gut geklappt:

- Regelwerk in Leichter Sprache: Hier gab es Schwierigkeiten mit der eins zu eins Übersetzung. Man musste Absätze umstellen, auch viele Inhalte weglassen. Hier stellt sich immer wieder die Frage: Wie können wir komplexe Sachverhalte und Prozesse in Leichter Sprache darstellen, ohne dass am Ende wichtige Dinge wegfallen oder Texte zu lang werden? In der Regel geht es bei Leichter Sprache nicht um eine Übersetzung, sondern um einen Transfer. Dies erfordert eine enge Kooperation zwischen Auftraggeber*in und Auftragnehmer*in (Büros für Leichte Sprache).
- Gebärdensprach-Video: Dies neu aufzusetzen hätte viel Ressourcen gekostet. Wir konnten es in ein bestehendes, animiertes Video integrieren. Der gesprochene Text existiert bereits als Untertitel.
- Es ist ein allgemeines Anliegen, alle Texte in Bezug auf Bürgerbeteiligung verständlich zu schreiben. Wie gelingt es aber, noch verständlicher zu schreiben ohne die "Leichte Sprache" einzusetzen? Z.B. für Menschen mit Deutsch als Fremdsprache?
- Technische Hürden bei barrierefreien Dokumenten sowie wenig Know-How, wie diese anzupassen sind. Das Wissen um eine barrierefreie Programmierung bei den Agenturen, die digitale Angebote anbieten oder bei Graphik-Agenturen, ist leider nicht sehr verbreitet. Hier gilt es tatsächlich immer wieder einen Wissenstransfer zu leisten.

Ansprechperson / Projektinitiative

Name: Claudia Mauser

Name der Initiative / Institution: Stadt Mannheim

E-Mailadresse: claudia.mauser@mannheim.de

Telefon: 0621 293-9649

Projekthomepage / Projektdokumentation: www.mannheim-gemeinsam-gestalten.de

Projektbild